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27. April 2024

Der neue Palast feiert 40 Jahre

Im Frühling 1984 fand ein sehr bewegendes und feierliches Ereignis hier an unserem Palast statt. Am 27. April 1984 eröffnete der Friedrichstadt-Palast das neue Haus an der Friedrichstraße 107. Vor diesem Umzug hatte der Palast seinen festen Sitz an der nahe gelegenen Adresse Am Zirkus 1, nur wenige Gehminuten von unserem heutigen Standort entfernt.

Schlüsselübergabe 27. April 1984 an den damaligen Direktor Wolfgang E. Struck | Foto: Settnik

Ursprünglich wurde das alte Gebäude als Markthalle am Schiffbauerdamm errichtet, später Circus Schumann, daher die alte Adresse „Am Zirkus 1“. Die Bühnengeschichte des Palastes reicht zurück bis 1919, als Max Reinhardt das Große Schauspielhaus eröffnete, den Vorgänger des Palastes. Nach der Übernahme der Nationalsozialisten wurde Max Reinhardts Großes Schauspielhaus geschlossen und im Januar 1934 von den Nazis neu unter dem Namen „Theater des Volkes“ eröffnet. Am 1. November 1947 erhielt das Haus seinen heutigen Namen: Friedrichstadt-Palast.

Am 29. Februar 1980 musste der alte Palast aus baustatischen Gründen von der Bauaufsicht geschlossen werden. Nach 39 Monaten Bauzeit wurde der neue Palast 1984 am neuen Standort an der Friedrichstraße 107 feierlich eröffnet. 22.500 Glasbausteine zieren bis heute die ikonische Fassade des letzten großen Repräsentationsbaus der DDR.

 

 

 

 

 

 

 

Kronleuchter bei der Installation 1984 und das Foyer mit Kronleuchter heute, 2024 | Foto 1984: Claus Peter Fischer| Foto 2024: Bernd Brundert

Kurz vor der Eröffnung am neuen Standort wurde der Kronleuchter im Foyer installiert, hinter dem eine sehr spannende Geschichte steckt: Der gesamte Kronleuchter und alle anderen Leuchten im Foyer bestehen aus früheren Milchleitungen, wie sie in Molkereien eingesetzt wurden. Um den durchsichtigen Oberflächen eine leichte Struktur zu verleihen, wurden sie nachbearbeitet und mit Säure verätzt. Mit einer Höhe von 2,90 Meter und einem Durchmesser 4,50 Meter (inkl. der kleinen Seitenleuchten) ist der Leuchter ein echter Hingucker im wunderschönen Foyer des neuen Palastes.

Premiere Friedrichstraße 107, Wolfgang E. Struck, Margot Honecker, Erich Honecker, Konrad Naumann (v.l.n.r.), | Foto:  ADN Zentralbild

Am Vormittag des 27. April 1984 erhält der damalige Hausherr und Direktor Wolfgang E. Struck den symbolischen Schlüssel zum neuen Palast an der Friedrichstraße 107. Am Abend hebt sich unter Anwesenheit der damaligen SED-Spitze, dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, seiner Frau und Volksbildungsministerin Margot sowie Planwirtschaftsminister Günter Mittag, zum ersten Mal der Vorhang im neuen Haus. Die vier Sitzplätze in der Mitte der dritten Reihe heißen im Haus bis heute inoffiziell „Honecker-Plätze“, obwohl er nur dieses eine Mal Gast im Palast war.

Die Tradition der legendären Girlreihe (heute: Kickline) aus den 1920ern wird auch im neuen Palast fortgesetzt.

Das neue Haus bietet eindrucksvolle, seinerzeit höchst innovative technische Möglichkeiten. Mit einem Hubpodium können eine Eisfläche, eine Manage und unser spektakuläres Wasserbecken bewegt und zum Teil der Bühne werden. Zusammen mit der Leningrader Music Hall wird 1987 ein einmaliger Weltrekord aufgestellt: Beide Ballettcompagnien zusammen bilden mit insgesamt 64 Tänzerinnen die längste Girlreihe der Welt auf die Bühne in Ost-Berlin.

Mit dem Fall der Mauer ließ der gewohnte Gästestrom zunächst nach. Der Palast landet auf der ‚Abwicklungsliste‘ des Senats und gerät plötzlich in existenzielle Not, da das Unterhaltungstheater zu dieser Zeit nicht als förderungswürdig galt.

Nach diesem Rückschlag geht es 1993 erstmal wieder bergauf für den Palast: Der ehemalige Dramaturg des Theaters, Alexander Iljinskij, wird neuer Intendant. Mit seinem Einsatz verschafft er dem Haus ein Comeback und ließ es wieder fest in den Herzen der Berliner verankern. Ein weiterer Meilenstein: Nur zwei Jahre später, wird das Theater in die bis heute bestehende landeseigene GmbH übergeführt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Saal vor dem Umbau 1999 und der Saal heute, Februar 2024 | Foto 2024: Bernd Brundert

Ende der Neunziger erhielt der Saal ein komplettes Make-Over. Bei diesem Umbau wechselten der Saal und die Bühne die Farben von einem hellen Orange zu einer eleganten blauen Optik, so wie man sie heute kennt. Grund dafür war das Showlicht. Die Orangetöne erschwerten den Beleuchter:innen, ein spektakuläres und vor allem ausgewogenes Showlicht zu kreieren. So entschied man 1999, den Saal in tiefem Blau farblich dunkler zu machen.

Ab 2006 erlitt der Palast erneut in eine schwere künstlerische Krise, die in der Spielzeit 2007/08 ihren Höhepunkt erreicht. Nach diesem weiteren Rückschlag überreichte Klaus Wowereit am 1. November 2007 das Zepter des Intendanten und alleinigen Geschäftsführers an Berndt Schmidt. Mittlerweile ist Berndt Schmidt seit 16 Jahren exakt 40 Prozent der 40 Jahre am neuen Palast.

Seine erste Großproduktion ‚Qi – eine Palast-Phantasie‘ im Jahre 2008 war mehr als nur ein Theaterstück. Es war ein kühner Schritt, das eingestaubte Genre der Revue im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen. Seitdem hat der Palast mit jeder neuen Grand Show die vorherige übertroffen und das Publikum in Staunen versetzt. Auch mit der aktuellen Grand Show FALLING | IN LOVE ist der Palast erneut auf Rekordjagd.

Anlässlich des Jubiläums haben wir eine 4-teilige Dokumentationsreihe mit dem Titel „40 Jahre neuer Palast“ gedreht. Beginnend mit den 1980ern geben wir wöchentlich einen Einblick in ein anderes Jahrzehnt. Unsere Mitarbeitenden erzählen, wie sie Ereignisse wie den Mauerfall, Veränderungen innerhalb des Hauses und die Grand Shows wahrgenommen haben. Sie erzählen aber auch ganz persönliche Anekdoten, die sie in den letzten 40 Jahren hier am Palast erlebt haben. Spannend, rührend, emotional!

Alle Teile der Dokureihe sind nach der Veröffentlichung auf unserem YouTube-Channel verfügbar.

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