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16. Dezember 2016
Meister Tischlerei | von 1985 bis 2021 am Palast
„Ein richtiger Holzwagen: Sechs Meter lang, knapp drei Meter breit und vier Meter hoch, blau angestrichen, mit wunderschön gedrechselten Säulen, Balkon und antiken Rädern – das war mein allererstes Projekt im September 1985 am Friedrichstadt-Palast. Ein toller Einstieg! Bis auf das Grundgestell samt Rädern haben wir vom Fenster zu den Türen alles selbst angefertigt und verkleidet. Die Wände beispielsweise sollten aus Spuntholz sein, welches in der DDR nicht zu kriegen war. Also zimmerten wir kurzerhand in der Werkstatt der Staatsoper unser eigenes.
Der Wagen kam übrigens in der Show ‚Revuezirkus‘ zum Einsatz, welche 1986 Premiere feierte. Entstanden in Koproduktion mit dem Staatszirkus der DDR, gab es hier besondere artistische Darbietungen, u.a. auch von Großtieren. Das Highlight: Die weltberühmte Eisbärendressur der Artistin Ursula Böttcher. Apropos Eisbären – einer ihrer Bären wurde später im Berliner Zoo die Mama von Knut.
Als Tischlermeister gehört alles zu meinem Arbeitsbereich, was aus Holz ist. Dazu zählen neben den Requisiten für unsere Produktionen auch Gegenstände für das Haus und Gastspiele. Gelernt habe ich in den 70er Jahren den Beruf Facharbeiter für Holztechnik mit der Spezialisierung Dekorationsbau beim Fernsehen der DDR, für das ich vor meiner Zeit am Palast zehn Jahre lang arbeitete. Erst als Geselle und ab 1982 als Meister. Neben dem handwerklichen Talent ist bei Dekorationstischlern Kreativität gefordert. Man muss in diesem Beruf auch fantasievoll sein und improvisieren können. Immer wieder die gleichen Möbel oder Holzstücke herstellen, das fände ich langweilig. Hier am Haus sind dagegen ständig neue Ideen gefragt, sowohl beim Bauen als auch beim Reparieren.
Das gilt vor allem für unsere Kindershows. Ob zehn Meter hohe Windmühlen oder zwölf Meter lange wackelnde Schiffe, es geht immer bunt zu, mit vielen Bühnenbildern und Requisiten. Ein riesen Spaß – lässt sich hier doch mit Materialien und Formen spielen. Für die aktuelle Kindershow Verrückte Sonne baute ich beispielsweise ein Radio nach Bildvorlagen alter Hörfunkgeräte aus dem Internet. Vor allem die aus Acryl geformte Skala forderte meine ruhige Tischlerhand: Nachdem ich den Bereich schwarz eingefärbt hatte, mussten die Linien und Zahlen in das Acryl eingekratzt werden. Spiegelverkehrt.
Geboren wurde ich zwar in Frankfurt (Oder), Berlin ist aber meine Heimat. Bereits mit einem Jahr zog ich nach Treptow – und wohne noch immer dort. Der interessanteste Bezirk Berlins für mich ist jedoch Kreuzberg. Hier ist alles anders, bunt und in Bewegung. Ein absolutes Muss, ab und zu durch den Kiez auf Entdeckungstour zu gehen.“
Fotos: Dennis Weinbörner
2023-09-27 04:39:04 | 1695789544